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SOMALIA – Die Taktik der Seeräuber

28. November 2013

Das Vorgehen somalischer Freibeuter auf Kaperfahrt

— Von John Dyfed Loesche —

Das Seegebiet vor der Westküste Afrikas ist gemäß der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO eine sogenanntes Hochrisikogebiet. Hier treiben somalische Piraten ihr Unwesen, auf deren Konto nach Angaben des International Maritime Bureau (IMB) im vergangenen Jahr 237 Überfälle von insgesamt 439 Angriffen auf See weltweit gingen. Zu ihrem Operationsgebiet gehören auch der Indische Ozean, das Arabische Meer und der Golf von Aden.

Die Piraten haben für ihre Überfälle ein spezielles Vorgehen entwickelt. Sie benutzen kleine, wendige Boote, sogenannte Skiffs. Vor allem bei Angriffen auf hoher See kommen auch größere Mutterschiffe als Operationsbasen zum Einsatz, etwa Fischerboote oder kleinere Handelsschiffe. Es kann sich dabei auch um gekaperte Schiffe handeln, auf denen sich entführte Besatzungsmitglieder befinden.

Ihren Operationsradius weiten die Piraten mit sogenannten Mutterschiffen aus. Die kleineren Skiffs führten sie bislang meist im Schlepptau mit. Nach Angaben der IMO werden die Skiffs von den Seeräubern zur Tarnung aber zunehmen an Bord der Mutterschiffe gehievt und abgedeckt, um nicht erkannt zu werden.

Schwer bewaffnete Freibeuter

Die Piraten greifen meist mit zwei Skiffs mit Außenbordmotoren an, die eine Geschwindigkeit von bis zu 25 Knoten, etwa 45 Stundenkilometer erreichen können. So sind sie schneller als die Handelsschiffe, die sie überfallen. Schiffe werden meist von hinten angegriffen.

Die Freibeuter sind mit Sturmgewehren und Panzerfäusten bewaffnet, vor allem um die Mannschaft des Schiffes einzuschüchtern. Bevor sie das Schiff entern, versuchen sie, den Kapitän zu zwingen, die Geschwindigkeit seines Schiffe zu drosseln, um leichter an Bord zu gelangen. Wenn Schüsse fallen, schießen die Piraten gegen die Brücke oder die Quartiere des Schiffs.

Die Piraten gehen dann längsseits, nutzen leichte Leitern und Seile mit Haken um die Bordwand zu erklimmen. Einmal an Bord, stürmen sie die Brücke, um das Schiff unter ihre Kontrolle zu bringen, die Fahrt zu drosseln oder das Schiff ganz zu stoppen, damit mehr Piraten an Bord gebracht werden können.

Angriffe erfolgen zu jeder Tageszeit. Viele Überfälle ereignen sich jedoch in den frühen Morgenstunden. Doch wurde auch von Angriffen in klaren Nächten berichtet, vor allem bei hellem Mondschein.

Geschwindigkeit schützt

Im Fall eines Angriffs rät die IMO den Kapitänen dazu, volle Geschwindigkeit beizubehalten. Das sei der effektivste Schutz, da es bisher keine Berichte von gelungenen Überfällen auf Schiffe gebe, die mit einer Geschwindigkeit von mehr als 18 Knoten fuhren, etwa 33 Stundenkilometern. Auch ein hohes Freibord, die Längsseite des Schiffes, erschwert es den Piraten, das Schiff zu entern.

Die meisten Angriffe werden nach Angaben der IMO von gut ausgebildeten Mannschaften abgewehrt, die das Verhalten in solchen Situationen bereits geübt haben. Dabei haben sich die einfachsten Maßnahmen als die effektivsten erwiesen. Dazu gehört die Verstärkung des Ausgucks, heißt es dazu in einer Anleitung der IMO.

Andere Tipps reichen vom Einsatz von Puppen, um die Zahl der Mannschaft höher erscheinen zu lassen, über die Befestigung von Stacheldraht an der Reling, bis hin zum Einsatz von festinstallierten Wasserkanonen. Die Mitnahme von bewaffnetem Sicherheitspersonal ist den Eignern überlassen, wird von der IMO wenn überhaupt nur als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme empfohlen.

( Informationen zum Thema: http://url.dapd.de/m01J8U )

Dieser Text wurde ursprünglich im Februar 2012 von der dapd veröffentlicht.

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